Arschkriecher-Ballade - Hannes Wader.mp3

[00:00.000] 作词 : Hannes Wader
[00:01.000] 作曲 : Hannes Wader
[00:15.195]An einem trüben Tag, als er gerade vierzehn war –
[00:18.446]Eben wuchs auf seiner Brust das erste blasse Haar –
[00:23.196]Spielte er für sich im Wald, da rief sein Vater ihn herein
[00:26.696]Brachte ihn zu seiner Mutter, ließ ihn dann mit ihr allein
[00:31.695]Den Kopf mit Waldgeschichten vollgestopft bis an den Rand
[00:35.195]Drei Federn noch im Schopf, Pfeil und Bogen in der Hand
[00:39.195]Stand er da ganz nackt und seine knochige Gestalt
[00:42.695]War von Kopf bis Fuß mit bunten Kriegszeichen bemalt
[00:47.945]Seine Mutter strich um ihn herum und deutete dann
[00:51.194]Mit dem Blick auf seinen rot-weiß-grün gestreiften Pillermann
[00:55.945]Sagte: "Ach, mein Junge, wenn du schon so gerne malst und schmierst
[00:59.695]Sorge ich dafür, dass du was Künstlerisches wirst!"
[01:16.445]Kurze Zeit darauf fand sich ein Warenhaus bereit
[01:19.195]Ihn als Schildermaler einzustellen, mit 'ner Probezeit
[01:23.945]Er bestaunte, dass ihm tagelang der Mund weit offen stand
[01:27.444]In dem großen Hause all' die neuen Dinge, die er fand!
[01:32.945]Schöne Menschen gab es dort, mit Gesichtern, glatt und weich
[01:36.945]Und er schaute in den Spiegel, lief schnell weg und fragte gleich
[01:40.445]Einen unrasierten alten Mann mit eckigem Gesicht:
[01:43.945]"Warum sind wir beide denn so hässlich und die Andern nicht?"
[01:49.445]"Wenn's dein Wunsch ist", sprach der Mann, "so wie die Anderen zu sein
[01:52.945]Halte dich an deinen Chef – kriech ihm einfach hinten rein!
[01:57.446]Das übst du fleißig, bis sich dein Profil schön sanft und glatt
[02:00.944]An der Darmwand deines Vorgesetzten abgeschliffen hat!"
[02:18.195]Und schon wandte sich der Junge an den sauberen Verein
[02:21.944]Mit dem heißen Wunsch, bald auch so'n schöner Arschkriecher zu sein!
[02:26.195]Doch da zeigten sich die Menschen sehr verwundert und empört –
[02:29.945]Taten so, als hätten sie dieses Wort noch nie gehört!
[02:35.445]Sie packten ihn am Arm, führten ihn in einen Raum
[02:38.946]Da hing ein hoher Vorgesetzter, höher als ein Baum
[02:42.695]Von der Zimmerdecke, festgeschnallt auf einem Stützkorsett
[02:45.945]Dessen nackter Hintern pendelte schön glänzend, bleich und fett
[02:51.695]Wie ein praller Gasballon, nur zigtausend mal so schwer
[02:54.945]Als die Tür aufging, kaum wahrnehmbar, im Luftzug hin und her!
[02:59.446]Der Junge spürte, als das dicke Ding da vor ihm schwang
[03:02.696]Eine sanfte Hand im Nacken, die ihn in die Knie zwang!
[03:19.445]Und da fand er sie, die Öffnung, ganz tief unter, gar nicht groß
[03:22.945]Und er jauchzte laut vor Freude und sofort ließ man ihn los
[03:27.695]Er atmete tief ein, bohrte dann mit aller Macht
[03:30.945]Seinen dürren Knabenkörper in den engen, dunklen Schacht!
[03:35.945]Doch im nächsten Augenblick ein heißer Druck, ein Donnerschlag
[03:39.945]Und als er drauf halb betäubt in einer Ecke lag
[03:43.445]Einen Mann vor Schmerz laut brüllen hörte, war ihm endlich klar
[03:46.945]Dass er als Afterkriecher völlig ungeeignet war!
[03:52.195]Er befühlte sein Gesicht, es war noch alles wie vorher
[03:55.695]Nur mit der scharfen Krümmung seiner Nase hatte er
[04:00.195]Dem Vorgesetzten nicht allein den Schließmuskel geritzt
[04:03.695]Sondern ihm auch noch der Länge nach den Mastdarm aufegschlitzt!
[04:19.945]Voller Angst sah er jetzt, wie die schönen Menschen um ihn her
[04:23.445]Hässlich wurden und ihn schlugen, und schon spürte er nichts mehr!
[04:28.694]Als er dann erwachte sah er jenen alten Mann
[04:31.696]Mit dem eckigen Gesicht – er kroch hin und schrie ihn an:
[04:36.445]"Ich hab' die Menschen jetzt, wie sie wirklich sind, geseh'n
[04:39.696]Und ich krieche auch nie wieder, davon wird man gar nicht schön!
[04:43.446]Ich will wissen, alter Mann, was ist mit den Leuten los –
[04:46.695]Wenn sie schon nicht hübscher werden, warum kriechen sie denn bloß?"
[04:51.945]"Schwer zu sagen", sprach der Mann, "manch einer kriecht ja auch nicht gern
[04:55.694]Und er meint, er muss es tun, um die Familie zu ernähr'n
[05:00.195]Dem Andern macht es Spass, er schafft sich Frau und Kinder an
[05:03.695]Als Vorwand, nur damit er besser arschkriechen kann!"